Interview mit Herrn Rossi

Freitag, 16. Jul 2021 | Allerlei

Lieber Herr Rossi, ich und unsere Leserschaft würden gerne mehr über dich erfahren. Daher möchte ich dir ein paar Fragen stellen.  Meine erste Frage lautet:
Wie hast du dein Frauchen kennengelernt?

Ich kann mich noch genau erinnern. Ich war mit meiner Schwester alleine im Tierheim. Da kam eine Pflegerin rein, mit Frauchen und Luca im Schlepptau. Meine Schwester hat gleich angefangen, mördermäßig mit den beiden zu flirten und ich hatte einfach nur Angst. Habe mich versteckt. Aber Frauchen hat sich sofort in mich verliebt. Also wollte sie mich mitnehmen. Aber ich habe mich mit allen meinen 200 Krallen gewehrt. Wie ein richtiger Löwe. Geholfen hat es nichts. Die Pflegerin hat mich in die Transportbox gezwungen. Zum Glück!

Wow, das ist ja eine Geschichte! Obwohl deine Schwester sich so viel Mühe gemacht hat, hat dein Frauchen trotzdem dich genommen? Das ist voll lieb! Deine Schwester hat sicherlich danach bald auch ein Zuhause gefunden. Extrovertierte Katzen werden schnell adoptiert. War es eigentlich keine Option, euch beide zu nehmen? Ich wäre vermutlich auch schnell adoptiert worden, mich hat man damals ausnahmsweise früher in die Vermittlung getan, weil ich so lästig war und weil man mich Frauchen versprochen hatte.

Das ging leider damals gar nicht. Aber ehrlich gesagt war ich auch nicht traurig, dass sie da geblieben ist, denn sie hat sich immer so in den Vordergrund gedrängelt. Ich wollte einfach meine Ruhe haben. Es hat Wochen gedauert, bis ich meinen Menschen vertraut habe.

Wie bist du zu deinem Namen gekommen?

Auf dem Weg vom Tierheim nach Hause hat Frauchen einfach gesagt: “Du bist Herr Rossi, du hast jetzt dein Glück gefunden!”

Das ist so eine schöne Geschichte! Dein Frauchen ist wunderbar! Warst du immer schon ein gewaltfreier Kater, der nie Mäuse oder andere Tiere vertilgt hat?

Als ich noch so ein richtig kleiner Zwockel war, da hab ich schon Mäuse gefangen. Aber gekratzt oder gebissen habe ich noch so gut wie nie. Naja, ein oder zwei mal vielleicht, weil mir alles zu bunt wurde. Aber außer zehn gefangenen Mäusen habe ich nichts vorzuweisen. Übrigens habe ich es irgendwie geschafft, eine Maus unter einen kleinen, umgekehrt stehenden Eimer zu befördern. Oder vielleicht hat es die Maus auch selbst geschafft. Jedenfalls habe ich den Eimer samt Maus dann im Wohnzimmer über den Fliesenboden hin und her geschoben. Ich fand das lustig. Frauchen leider nicht, sie hat die Maus gerettet.

Uih, da hatte die Maus nochmals mächtig Glück gehabt! Du bist ja mittlerweile Hauskater. Vermisst du den Freigang eigentlich nicht?

Nein, als ich noch ganz klein war, konnte ich raus. Aber das war sehr aufregend für mich. Als ich dann eine Wohnungskatze wurde, bin ich anfangs ab und an durch die Wohnungstür geschlüpft, um mich draußen umzuschauen. Aber ehrlich gesagt, ich habe mich dann nur irgendwo verkrochen. Die Welt da draußen mit ihrem Lärm und den fremden Menschen macht mir Angst.

Herr Rossi, was hat dich  so ängstlich gemacht?

Ich weiß das, vermutlich zu meinem Glück, nicht mehr. Ich weiß nur, dass die Leute meine Geschwister und mich von einer Familie weg geholt haben, weil es uns da so schlecht ging. Und als Frauchen ins Tierheim kam, um eine Katze zu finden, waren ich und meine Schwester die letzten, die noch übrig waren. Obwohl ich so eine Angst vor Menschen hatte, dass ich mich mit aller Katerkraft gewehrt habe, wollte Frauchen mich. Sie sagte, dass sie sofort wusste, dass ich zu ihr und ihrer Familie gehöre.

Vielleicht warst du früher mal ein Mensch? Und Frauchen hat dich wiedererkannt und gewusst, dass du zur Familie gehörst? Das bringt mich zur nächsten Frage: Denkst du, dass du in deinem früheren Leben mal ein Mensch warst? Glaubst du an Wiedergeburt, Herr Rossi?

Ich war gewiss nie so ein niederes Lebewesen. Also kein Mensch oder Hund. Eher mal ein Löwe oder ein Waschbär. Aber natürlich weiß ich, dass die Seele immer wieder kommt und in neuem Bewusstsein das Universum erkundet.

Du hast zuhause ja viel Zeit zum Nachdenken. Worüber grübelst du denn gerne nach?

Das ist einfach beantwortet: Über alles was mir gerade in den Sinn kommt. Meistens sind das Gedanken dazu, wie man die Menschen besser erziehen könnte.

Was frisst du am liebsten?

Lachs und Thunfisch. Ich fresse aber nicht so wirklich viel. 70 g Nassfutter am Tag und noch Trockenfutter so viel ich will, aber ich will nie viel.
Da ich mich wenig bewege, das stört nämlich beim Nachdenken, ist es auch gut, nicht so viel zu fressen.

Welche Tricks kennst du, um an Leckerli zu kommen?

Ich verstehe diese Frage nicht. Was sind Tricks? Und überhaupt….  😉

Na ja, was machst du alles, damit du an Futter kommst? Das ist etwas, was mich sehr interessiert. Ich kenne da so einiges: Schnurren, blinzeln, sich penetrant vor den Futterschrank setzen, den Dackelblick (er funktioniert, obwohl ich keine Hunde mag), lustige Sprünge machen und wegrennen, um Frauchen so zum Spielen mit Leckerlis aufzufordern… solche Dinge meine ich. Gibt es noch mehr, das man machen kann?
 
Lieber Herr Rossi, ich denke, unsere LeserInnen haben jetzt einiges über dich erfahren. Ich bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch mit dir und die Zeit, die du dir dafür genommen hast.